Schreiben von Thomas Gnielka vom 15.1.1959 an Generalstaatsanwalt Fritz Bauer
Thomas Gnielka
Wiesbaden • Panoramaweg 3
15 – 1 – 59
Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt,
anbei, wie telefonisch angekündigt, die Briefe der Kommandantur des KZ-Lagers Auschwitz an das SS- und Pol. Gericht Breslau.
Die Unterlagen wurden mir zu treuen Händen von Herrn Emil Wulkan, Frankfurt, Görresstr. 8 am 14.1.59 anläßlich eines Gespräches in Sachen Wiesbadener Wiedergutmachung übergeben. Herr Wulkan, ehem. KZ-Häftling, heute Mitglied des Gemeinderates der jüdischen Gemeinde in Frankfurt, war nach seiner Befreiung kurz nach dem Fall Breslaus mit anderen Häftlingen vorübergehend in der Stadt und nahm sich die Papiere als »Andenken« von dem brennenden Polizei-Gericht mit. Er ist bis heute nicht auf die Idee gekommen, daß das Material von Bedeutung für die Justiz sein könnte. An dieser Stelle eine kurze Bitte: wäre es Ihnen möglich, mir von den Unterlagen Fotokopien herstellen zu lassen? Ich denke daran, daß im Falle einer strafrechtlichen Verfolgung der beteiligten SS-Leute durch die Justiz der Inhalt der Papiere für eine Berichterstattung durch die FR von Wichtigkeit sein könnte.
Mit freundlichen Grüßen auch von meiner Frau
Ihr
Thomas Gnielka
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