26. August 1906, Königshütte/D – 31.5.1997
Persönlicher Werdegang:
Sohn eines Schmieds; eines von sieben Geschwistern; Besuch der Volksschule in Königshütte; Ausbildung zum Fleischer; zunächst in seinem erlernten Beruf, später in der Berufsfeuerwehr tätig; 1946 von einem ehemaligen Häftling des KZ Auschwitz erkannt und ein Jahr später von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt; 1956 begnadigt und aus dem Zuchthaus Bautzen in der BRD entlassen; bis zur Verhaftung am 21. Juli 1959 als Krankenpfleger in West-Berlin tätig.
Funktionen während des NS-Regimes:
Angehöriger der Allgemeinen SS seit Ende 1939; später in die Waffen-SS; von der 15. Totenkopfstandarte in Oranienburg zur militärischen Grundausbildung versetzt; im KZ Auschwitz zunächst in der SS-Wachmannschaft und ab Dezember 1941 als erster Rapportführer tätig; Angehöriger der SS-Mannschaft von Juli 1941 bis zur Evakuierung des Lagers; anschließend in das KZ Mauthausen versetzt; letzter Dienstgrad: SS-Oberscharführer.
Zur Zeit der Verhandlung:
57 Jahre, verheiratet, ein Sohn.Untersuchungshaft seit Juli 1959. Oswald Kaduk wurde wegen Mordes in zehn Fällen und gemeinschaftlichem Mordes in mindestens zwei Fällen zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. 1989 aus der Strafhaft entlassen.
Portrait
Oswald Kaduk
(26. August 1906, Königshütte/Oberschlesien – 31. Mai 1997, Langelsheim-Lautenthal/Harz)
Oswald Kaduk, Sohn eines Schmieds, wuchs unweit von Auschwitz im Oberschlesischen Kohlerevier auf. Nach der Volksschule erlernte er das Fleischerhandwerk und machte 1924 seine Prüfung zum Metzgergesellen.
Arbeit im Schlachthof seines Geburtsorts und Anstellungen bei der städtischen sowie der Feuerwehr eines Chemie-Werks machten bis zur Einberufung in die Waffen-SS im Frühjahr 1940 Kaduks Berufsleben aus. Bereits Ende 1939 war er der Allgemeinen SS beigetreten und hatte sich freiwillig zur Waffen-SS gemeldet. Wegen einer Erkrankung nicht zum Einsatz an die Front geschickt, wurde Kaduk nach längerem Lazarettaufenthalt 1942 zum Wachsturmbann des Lagers Auschwitz kommandiert. Für Tätigkeit im Lager tauglich befunden, wurde er alsbald Block- und später Rapportführer. Im Rang eines SS-Oberscharführer übte Kaduk im Stammlager eine den Lageralltag der Häftlinge überaus bestimmende Funktion aus.
Bis zur Aufgabe des Lagers im Januar 1945 war er ein von den Lagerinsassen gefürchteter SS-Mann. Nach Kriegsende blieb Kaduk in der Region, wurde prompt von einem Auschwitz-Überlebenden erkannt und vor ein sowjetisches Militärtribunal gestellt. 1947 zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt verbüßte Kaduk im Speziallager Bautzen sowie in der dortigen Strafvollzugsanstalt bis 1956 seine Strafe. Im Zuge einer Amnestie begnadigt ging er nach West-Berlin. Bis zu seiner erneuten Verhaftung im Juli 1959 arbeitete er als Krankenpfleger, von seinen Patienten geschätzt und verehrt. Im Auschwitz-Verfahren wegen zahlreicher, meist eigenhändig verübter Morde zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt wurde Kaduk von den mit seinem Fall befassten Strafvollzugskammern aufgrund des hohen Unrechts- und Schuldgehalts seiner Taten lange keine Gnade gewährt, alle Gesuche abgelehnt.
Weit über das ansonsten übliche Zeitmaß hinaus blieb er inhaftiert. 1984 kam er in den offenen Vollzug, erst Ende Januar 1989 wurde die Strafvollstreckung unterbrochen. Kaduk, inzwischen 82jährig und beinamputiert, war vollzugsuntauglich geworden. Neun Jahre hatte er in der SBZ bzw. der DDR eingesessen, 30 Jahre in der Bundesrepublik. In Seniorenheimen, zuletzt in der Seniorenresidenz Waldschlösschen in Langelsheim im Harz verbrachte Kaduk seinen Lebensabend.