Neubert (12. Juni 1909, Johanngeorgenstadt/Erzgebirge – 5. Dezember 1993, Diepholz)
Nach Abschluss der Volksschule begann Neubert eine Lehre als Klavierbauer und legte 1927 die Gesellenprüfung ab. Nach dem Umzug ins niedersächsische Diepholz 1931 war er leitend in einer Möbelfabrik tätig. 1934 heiratete Neubert. Im Mai 1940 wurde er zur Waffen-SS einberufen und machte beim SS-Regiment »Ostmark« in Prag seine Grundausbildung. Eine einjährige Stationierung in den besetzten Niederlanden und ein Kampfeinsatz an der Ostfront schlossen sich an.
Nach einem Heimaturlaub seiner Einheit, die schwere Verluste erlitten hatte, traf Neubert im Sommer 1942 seine Kameraden am Sammelort Krakau nicht mehr an und erhielt den Befehl, sich im Konzentrationslager Auschwitz zu melden. Vorübergehend leistete er Wachdienst, bediente sodann den Dampfkessel der Desinfektionsanlage, absolvierte einen Desinfektions- und einen Krankenpflegerlehrgang und wurde seit Anfang 1943 bis zur Auflösung des Lagers als Sanitätsdienstgrad imKrankenbau des Nebenlagers Buna/Monowitz eingesetzt.
KZ-Dienst in Buchenwald, Nordhausen und Neuengamme folgten bis zum Ende des Krieges. In Schleswig-Holstein wurde Neubert von der britischen Armee gefangengenommen, nach bereits zehn Wochen aber entlassen. Neubert ging wieder nach Diepholz, wo er Arbeit als Bauerngehilfe, Tischler und Polier fand. Von Oktober 1958 bis Dezember 1963 war er Angestellter bei der Standortverwaltung einer Bundeswehreinheit in Diepholz, danach abermals in der Möbelfabrik tätig, in der er schon vor dem Krieg gearbeitet hatte. Neubert wurde im Verlauf des Auschwitz-Verfahrens nicht in Untersuchungshaft genommen. Wegen Krankheit des Angeklagten trennte das Gericht sein Verfahren Ende Juli 1964 ab. Im 2. Frankfurter Auschwitz-Prozess (14.12.1965–16.9.1966) erneut vor Gericht gestellt, wurde er – seit Anfang Januar 1966 saß er in Untersuchungshaft – zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt und Ende Januar 1971 bedingt aus der Haft entlassen.