1. Februar 1905, Hannover/D – 1985
Persönlicher Werdegang:
Sohn eines Zahnarztes; Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Hannover bis zum Abitur; Studium der Zahnmedizin an der Universität Göttingen; als Zahnarzt in Hannover bis zur Einberufung zur Wehrmacht tätig; nach der Entlassung im Januar 1946 aus britischer Kriegsgefangenschaft setzte Schatz seine Tätigkeit in der Zahnarztpraxis in Hannover fort.
Funktionen während des NS-Regimes:
Mitglied der NSDAP seit 1933; Angehöriger der Waffen-SS seit 22. Juli 1943; vom 10. Juni 1940 bis 3. Juli 1943 in der Wehrmacht; im KZ Auschwitz vom 20. Januar 1944 bis zum Herbst 1944 zweiter SS-Lagerzahnarzt; nach seiner Versetzung in gleicher Funktion im KZ Neuengamme; letzter Dienstgrad: SS-Obersturmführer.
Zur Zeit der Verhandlung:
58 Jahre, verheiratet.
Willi Schatz wurde mangels Beweisen freigesprochen.
Portrait
Willi Schatz
(1. Februar 1905, Hannover – 17. Februar 1985, Hannover)
Der Zahnarztsohn studierte nach dem Abitur, das er an einem hannoveranischen Gymnasium machte, in Göttingen Zahnmedizin, bestand 1932 das Staatsexamen und promovierte 1933. Im selben Jahr trat er der NSDAP bei und wurde Mitglied der SA. Die Partei schloss Schatz 1939 aber aus, weil ihm zur Last gelegt worden war, bei einer Abtreibung Beihilfe geleistet zu haben. Bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht im zweiten Kriegsjahr führte Schatz eine Zahnarztpraxis in seiner Heimatstadt. Seine Tätigkeit als Zahnarzt bei der Wehrmacht endete im Sommer 1943 mit seiner Überstellung zur Waffen-SS.
Im Januar 1944 wurde Schatz nach Auschwitz versetzt und dort zum 2. SS-Zahnarzt bestimmt. Sein Vorgesetzter war der Angeklagte Dr. Willy Frank. Im Zusammenhang mit der Ermordung der Juden Ungarns im Sommer 1944 wurden auch die SS-Zahnärzte zum Rampendienst eingeteilt. Auch Schatz stand zusammen mit anderen SS-Führern bei der Ankunft von »Judentransporten« auf der Rampe. Seinen Einlassungen zufolge selektierte er aber nicht, allein die Aussonderung von Medizinern für das Lager war nach Schatz sein Tun und Lassen auf der Rampe gewesen.
Im Rang eines SS-Untersturmführers blieb Schatz bis Herbst 1944 in Auschwitz, wurde sodann zum Konzentrationslager Neuengamme versetzt. Im Norden Deutschland geriet er in britische Gefangenschaft, aus der er Ende Januar 1946 entlassen wurde. Schatz kehrte in seine Geburtsstadt zurück und führte seine Zahnarztpraxis fort. In Untersuchungshaft genommen wurde Schatz in Verlauf des Verfahrens nicht. Sein Freispruch im August 1965 erfolgte aus Mangel an Beweisen.