11. Mai 1916, Finkenwalde/D
Persönlicher Werdegang:
Sohn eines Grubensteigers; Jugend in Lazisk; 1922 bis 1926 Besuch deutscher Volksschulen; Reifeprüfung 1935; Studium für Flugzeugtechnik in Danzig; nach 1945 zunächst unter falschem Namen (Peter Schmidt) Hilfsarbeiter; 1948 Wiederaufnahme seines Studiums; seit 1952 Sachverständiger beim Technischen Überwachungsverein.
Funktionen während des NS-Regimes:
Freiwillige Meldung zur SS-Heimwehr im Sommer 1939; anschließend zum 1. SS-Totenkopf-Infanterieregiment 3 nach Dachau; am 1. September 1940 als Ausbilder zur SS-Wachmannschaft in das KZ Auschwitz; am 1. September 1941 zur Politischen Abteilung, Referat Ermittlungen und Vernehmungen; Angehöriger der SS-Mannschaft im KZ Auschwitz vom 1. September 1940 bis August 1944; letzter Dienstgrad: SS-Oberscharführer.
Zur Zeit der Verhandlung:
47 Jahre, verheiratet.
Untersuchungshaft von April bis Mai 1959, Dezember 1960 bis März 1961, seit Oktober 1964. Klaus Dylewski wurde wegen gemeinschaftlicher Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1968 aus der Untersuchungshaft entlassen.
Portrait
Klaus Dylewski
(11. Mai 1916, Finkenwalde/Krs.Stettin)
Im Kohlerevier von Oberschlesien unweit von Auschwitz bzw. Oświęcim ist Klaus Dylewski aufgewachsen. Sein Vater war Grubenarbeiter und fühlte sich Polen zugehörig. Bei der unter Aufsicht einer interalliierten Kommission abgehaltenen Volksabstimmung 1921 optierte er für Polen. Dylewski besuchte in Pleß (Pszczyna) und Nikolai (Mikołów) Volksschule und Gymnasium und machte 1935 das Abitur. Im Frühjahr 1936 begann er an der Technischen Hochschule Danzig das Studium der Flugzeugtechnik, wechselte nach sechs Semestern das Fach und studierte fortan Maschinenbau. Sein Studium schloss Dylewski nicht ab, er trat vielmehr während der Spannungen zwischen dem Deutschland und Polen (Danzig-Frage) der SS-Heimwehr Danzig bei. 1940 in ein SS-Totenkopf-Regiment abkommandiert nahm er am Überfall auf Frankreich teil und kam nach Zwischenstationen Anfang September 1940 ins neu errichtete Konzentrationslager Auschwitz zu einer Wachkompanie, später aufgrund seiner Polnischkenntnisse als Dolmetscher und Ermittlungsbeamter in die Politische Abteilung (Lagergestapo). Seinen KZ-Dienst konnte Dylewski zweimal für jeweils mehrere Monate durch Beurlaubung für sein Maschinenbaustudium unterbrechen. In seine Auschwitz-Dienstzeit fällt sein Heirat mit Ruth Fey, Zeugin im Auschwitz-Prozess.
Im Frühjahr 1944 zum SS-Oberscharführer befördert wurde Dylewski im August 1944 zum SS-Führungsstab Hersbruck bei Nürnberg abgestellt und war in der Funktion eines Abteilungsleiters beim Bau einer unterirdischen Motorenfabrik für Jagdflugzeuge unweit von Happurg tätig. KZ-Häftlinge des Flossenbürger Außenlagers Hersbruck kamen bei der Errichtung des Werks zum Einsatz. Bei Kriegsende legte Dylewski seine SS-Uniform ab, kleidete sich in Zivil und schlug sich nach München durch. Mit Arbeiten bei Bauern in Bayern und in einer Gärtnerei in Hamburg hielt er sich, als ehemaliger SS-Angehöriger unerkannt, über Wasser. 1948 nahm er, mit gefälschten Papieren ausgestattet und unter falschem Namen gemeldet, sein Studium an der Ostberliner Humboldt-Universität wieder auf, war als Gewerbelehrer in der frühen DDR und in Düsseldorf tätig. Seit 1952, nun nicht mehr inkognito, arbeitete er bis zu seiner Verhaftung im April 1959 als Sachverständiger für Werkstoffabnahme beim Technischen Überwachungsverein in Düsseldorf. Dylewski verbrachte teilweise recht kurze Zeiten in Untersuchungshaft. 1959 saß er gerade einen Monat lang im Frankfurter Untersuchungsgefängnis, 1960/1961 dreieinhalb Monate. Während des Schwurgerichtsverfahrens wurde er Anfang Oktober 1964 zum dritten Mal in Haft genommen. Mit Urteil vom 19. August 1965 mit fünf Jahren Zuchthaus bestraft wurde er noch vor Rechtskraft des Schwurgerichtsurteils im Jahr 1968 aus der Untersuchungshaft entlassen.