Jehuda Bacon, 1929 in Mährisch-Ostrau/Moravská-Ostrava (Tschechoslowakei) geboren, wurde im Herbst 1942 aus seiner Heimatstadt in das von den Nazis „Altersghetto“ genannte Konzentrationslager Theresienstadt (circa 50 Kilometer nordwestlich von Prag) deportiert. Im Dezember 1943 wurde er nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und in das Theresienstädter Familienlager (BIIb) eingewiesen. Bacon wurde zum Häftling Nummer 168.194. Während der sogenannten 2. Liquidation des Familienlagers kam er mit weiteren 70 Jungen in den „Kinderblock“ des Männerlagers BIId. Bacon wurde einem Kommando zugeteilt, das einen sogenannten Rollwagen ziehen musste. Mit dem Kommando ist er auch in den durch Zäune abgegrenzten Bereich der Krematorien gekommen und hat die Gaskammern gesehen. Bei der „Evakuierung“ von Auschwitz am 18. Januar 1945 überlebte Bacon den Todesmarsch, kam ins KZ Mauthausen (bei Linz/Österreich) und wurde im Außenlager Gunskirchen von der amerikanischen Armee befreit.
Zur Zeit seiner Vernehmung im Oktober 1964 war der Zeuge Jehuda Bacon 35 Jahre alt und lebte als Künstler und Kunstlehrer in Jerusalem/Israel.
Hörbeispiel:
Wir waren öfters in der „Sauna“, und wenn keine Menschen in den Gaskammern waren und wir fertig waren mit unserer Arbeit, erlaubte uns der Kapo, uns in den Gaskammern zu wärmen, so dass ich die Gaskammern ganz genau sah und auch die Entkleidungskammern. Und durch diese Arbeit haben wir viel mehr gesehen, als die Häftlinge [normalerweise] sehen konnten.
(106. Verhandlungstag, 30.10.1964)
Erläuterung:
Der Zeuge Bacon meint mit „Sauna“ nicht das seit Dezember 1943 in Betrieb genommene, in der Lagersprache „Sauna“ genannte Gebäude im Vernichtungslager Birkenau, in dem unter anderem Häftlingskleidung desinfiziert wurde und in dem sich Waschräume für die Lagerinsassen befanden. Bacon meint mit „Sauna“ die Krematorien mit den Gaskammern, denn die SS täuschte die angekommenen Opfer mit der Mitteilung, sie gingen jetzt ins „Bad“ bzw. in die „Sauna“ zum Waschen und Einkleiden.