Max Friedrich, 1909 in Lüttgesfelde geboren, wuchs in einer Familie auf, die von den Nationalsozialisten als „Zigeuner“ diskriminiert wurde. Friedrichs Eltern waren Schausteller und fuhren über Land. Der Sinto Friedrich wurde im Mai 1940 zur deutschen Wehrmacht eingezogen, aus sogenannten rassischen Gründen aber Ende 1940 entlassen. Friedrich wurde dienstverpflichtet und musste bis zu seiner Deportation nach Auschwitz im März 1943 für das Deutsche Reich arbeiten. In Auschwitz kam er wie weitere 20.000 „Zigeuner“ in ein spezielles Familienlager, das „Zigeunerlager“ BIIe in Birkenau, und wurde als Häftling Nummer Z-2894 registriert. Friedrich musste im Kommando Kanalbau schwerste Arbeit leisten. Nach der Auflösung des sogenannten Zigeunerlagers Anfang August 1944 kam Friedrich in die Konzentrationslager Ravensbrück (nördlich von Berlin) und Sachsenhausen (bei Berlin). Kurz vor Kriegsende zog die Wehrmacht Friedrich abermals ein und schickte ihn an die Front. Das Kriegsende erlebte er in einem Lazarett in Berlin.
Zur Zeit seiner Vernehmung im Dezember 1964 war der Zeuge Max Friedrich 55 Jahre alt und lebte als Schausteller in der Bundesrepublik Deutschland.
Hörbeispiel:
Wir sind weggekommen nach Ravensbrück, also zwecks der Entlassung zur Sterilisierung, nicht wahr, und sind in Ravensbrück sterilisiert worden. Meine Geschwister und die Anverwandten sind in Auschwitz geblieben. Dann haben sie uns erzählt, wir sollen uns melden freiwillig bei der Wehrmacht wieder. Da werden die Überlebenden entlassen und, soweit sie ihre Heimat haben, in die Heimat gebracht. Und da sind wir zur Wehrmacht gekommen, 45 noch mal, und die andern haben sie vergast.
(121. Verhandlungstag, 11.12.1964)
Erläuterung:
Im August 1944 wurde das sogenannte Zigeunerlager in Birkenau (BIIe) aufgelöst. Ein Teil der Lagerinsassen verbrachte die SS in Konzentrationslager im Innern des Deutschen Reichs, nahezu 3.000 Sinti und Roma wurden in den Gaskammern ermordet. Männer und Frauen, die von der Vernichtung in Birkenau ausgenommen wurden, waren gezwungen, sich sterilisieren zu lassen. Die Zwangssterilisationen wurden in den Konzentrationslagern durch SS-Ärzte vorgenommen. Absicht der Nationalsozialisten war es, die Fortpflanzung der als „minderwertig“ betrachteten „Zigeuner“ zu verhindern.