Ignacy Golik

Golik GS 190

Ignacy Golik, 1922 in Warschau/Polen geboren, wurde im Januar 1941 von der Gestapo verhaftet und nach kurzer Gefängnishaft nach Auschwitz verbracht. Golik wurde als Häftling Nummer 9.898 registriert und verschiedenen Arbeitskommandos zugeteilt. Im Herbst 1942 kam er ins Kommando SS-Revier. Das SS-Revier, in dem das SS-Personal allgemeinmedizinisch und zahnärztlich versorgt wurde und in dem sich auch die SS-Apotheke befand, lag unmittelbar an der Lagerumzäunung von Auschwitz I (Stammlager). Ende 1943 avancierte Golik zum Kapo des Arbeitskommandos SS-Revier. Im November 1944 wurde Golik von der SS in das Konzentrationslager Sachsenhausen (bei Berlin) und später in ein Nebenlager des Konzentrationslagers Ravensbrück (nördlich von Berlin) verschleppt.

Zur Zeit seiner Vernehmung im Juni 1964 war der Zeuge Ignacy Golik 42 Jahre alt und lebte als Journalist in Warschau/Polen.

Hörbeispiel:

Zeuge Ignacy Golik:
Jesli chodzi o magazynowanie tego gazu, to nalezalo to do obowiazków pracowników SS-Apotheke.
Dolmetscherin Kapkajew:
Was die Betreuung, also die Lagerung des Gases anbetrifft, gehörte dieses zu den Aufgaben der Mitarbeiter der SS-Apotheke.
[...]
Zeuge Ignacy Golik:
Oprócz tego to byla w ogóle apteka w Oswiecimiu, to byla najdziwniejsza apteka swiata.
Dolmetscherin Kapkajew:
Überhaupt, die Apotheke in Auschwitz, das war die merkwürdigste Apotheke in der Welt.
Zeuge Ignacy Golik:
Nie byla to apteka, w której przechowywano w glównej mierze lekarstwa dla ratowania ludzi.
Dolmetscherin Kapkajew:
Das war nicht eine Apotheke, in der hauptsächlich die Medikamente, die zum Heilen der Menschheit bestimmt sind, aufbewahrt wurden, sondern
Zeuge Ignacy Golik:
Przede wszystkim przechowywano tam, przechowywano tam przedmioty do niszczenia ludzi.
Dolmetscherin Kapkajew:
Sondern in erster Linie hat man dort die Gegenstände aufbewahrt, die zur Vernichtung der Menschen bestimmt waren.
(53. Verhandlungstag, 8.6.1964)

Erläuterung:

Die SS-Apotheke war im sogenannten SS-Revier untergebracht. Die von dem Angeklagten Dr. Victor Capesius geleitete Apotheke verwaltete die Medikamente, die für die Behandlung der SS-Angehörigen und der Lagerinsassen zur Verfügung standen. Aufbewahrt und von der SS-Apotheke ausgegeben wurden auch Mittel, die zur Tötung von Menschen gebraucht wurden. Dabei handelte es sich um Phenol (Karbolsäure), mit dem kranke Häftlinge „abgespritzt“, das heißt durch eine Injektion ins Herz getötet wurden. Diese Morde führte insbesondere der Angeklagte Josef Klehr in Block 20 von Auschwitz I (Stammlager) durch. Brauchte Klehr dafür das Tötungsmittel, stellte er bei der SS-Apotheke eine entsprechende „Medikamentenanforderung“. Auch das Tötungsmittel Zyklon B wurde vorübergehend in der SS-Apotheke gelagert. Die Angehörigen des Kommandos Desinfektion, die sogenannten Desinfektoren, holten oftmals in Begleitung des diensthabenden SS-Arztes, der die Aufsicht über die Vergasung führte, die Büchsen mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel in der SS-Apotheke ab. Wurde die Vergasung in Birkenau durchgeführt, erfolgte der Transport des Zyklon B in einem Sanitätskraftwagen (Sanka), in dem auch der SS-Arzt und die Desinfektoren, die mit Gasmasken ausgerüstet waren, mitfuhren.

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