Tadeusz Holuj

Holuj GS 216

Tadeusz Holuj, 1916 in Krakau (heute Polen) geboren, kämpfte in der polnischen Armee gegen die deutschen Invasoren. Nach der Niederlage Polens aus der Armee entlassen, wurde Holuj während einer von der Besatzern durchgeführten Razzia in Warschau verhaftet und zur Zwangsarbeit nach Bayern verbracht. Holuj floh, kehrte nach Krakau zurück und schloss sich einer Widerstandsgruppe an. Er wurde im Juli 1942 von der Gestapo verhaftet und Anfang September 1942 nach Auschwitz transportiert. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 62.937. Holuj kam nach Auschwitz I (Stammlager) und wurde Schreiber und Pfleger im Häftlingskrankenbau. Ende Oktober 1944 überstellte ihn die SS in ein Nebenlager des Konzentrationslager Flossenbürg (Oberpfalz), nach Leitmeritz, wo er im April 1945 befreit wurde.

Zur Zeit seiner Vernehmung im Juni 1964 war der Zeuge Tadeusz Holuj 47 Jahre alt und lebte als Schriftsteller in Krakau/Polen. Holuj war seit Mitte 1960 auch Generalsekretär des Internationalen Auschwitz-Komitees.

Hörbeispiel:

Zeuge Tadeusz Holuj:
Nasza organizacja ruchu oporu postawila sobie za cel przeciwstawienie sie temu, co robilo SS.
Dolmetscherin Kapkajew:
Unsere Organisation im Lager hatte als Ziel, Widerstand zu leisten dem, was im Lager geschah.
Zeuge Tadeusz Holuj:
Przede wszystkim chodzilo o ratowanie zdrowia i zycia wiezniów.
Dolmetscherin Kapkajew:
In erster Linie handelte es sich darum, das Leben und die Gesundheit der Häftlinge zu retten.
Zeuge Tadeusz Holuj:
Niemozliwy byl jakikolwiek ruch oporu przy ludziach, którzy wazyli po 40 kilogramów.
Dolmetscherin Kapkajew:
Es war unmöglich, eine Widerstandsbewegung zu haben unter Menschen, die 40 Kilogramm wiegen.
Zeuge Tadeusz Holuj:
Mysmy szmuglowali do obozu powazne ilosci lekarstw. Zeby ratowac przynajmniej tych, których dalo sie jeszcze uratowac.
Dolmetscherin Kapkajew:
Wir haben eine größere Menge der Medikamente ins Lager eingeschmuggelt, um wenigstens die zu retten, bei denen es noch ging.
(55. Verhandlungstag, 12.6.1964)

Erläuterung:

Im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz gab es in der Zeit von Juni 1940 bis Januar 1945 unterschiedlichste Widerstandsgruppen. Widerstand in Auschwitz bedeutete vor allem, die Häftlinge vor Willkürmaßnahmen der SS und ihrer Handlanger zu schützen, für bessere Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu sorgen, eigenmächtig handelnde SS-Angehörige und Funktionshäftlinge an ihrem mörderischen Tun zu hindern oder wenigstens zu begrenzen, Kontakte mit der Außenwelt zu halten sowie Informationen über die Verbrechen aus dem Lager zu schmuggeln. Die Politische Abteilung in Auschwitz hatte unter den Häftlingen Spitzel rekrutiert, deren Aufgabe es war, widerständige Häftlinge zu verraten und die Vorbereitung von Widerstandshandlungen, wie zum Beispiel Flucht, anzuzeigen. Verdächtigte die Politische Abteilung einen Häftling, einer Widerstandsorganisation anzugehören, wurde er in den Arrestbunker in Block 11 (Stammlager) gesteckt und von Mitgliedern der Lagergestapo – zu nennen ist insbesondere der Angeklagte Wilhelm Boger – „Vernehmungen“ unterzogen. Die „verschärften Vernehmungen“ waren furchtbares Foltern der Opfer, oftmals auf der sogenannten Sprechmaschine des Angeklagten Boger, auf der viele Häftlinge zu Tode geprügelt wurden.

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