Friedrich Skrein, 1918 im mährischen Olmütz/Olomouc ( heute Tschechien) geboren und in Wien aufgewachsen, floh nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich nach Jugoslawien, versuchte später in Frankreich der Fremdenlegion beizutreten und wurde im Frühjahr 1941 in Südfrankreich von der SS verhaftet. Skrein wurde in verschiedenen Gefängnissen und Lagern inhaftiert und kam Anfang 1942 zunächst in Freiheit. Im Herbst 1942 erneut inhaftiert, wurde er Ende 1942 nach Auschwitz deportiert und erhielt die Häftlingsnummer 85.888. Skrein kam zunächst in verschiedene Arbeitskommandos, wurde Schreiber in Nebenlagern und war seit Herbst 1943 Hauptschreiber in der Häftlingsbekleidungskammer in Auschwitz I (Stammlager). Mitte Januar 1945 ging Skrein auf den Todesmarsch, wurde in das Konzentrationslager Mauthausen (bei Linz/Österreich) transportiert und im Mai 1945 im Nebenlager Ebensee von der amerikanischen Armee befreit.
Zur Zeit seiner Vernehmung im Juli 1964 war der Zeuge Friedrich Skrein 46 Jahre alt und lebte als Rechtsanwalt in Wien.
Hörbeispiel:
Ich erinnere mich noch an etwas, an die Exekution am 30. Dezember 1944. Wie unsere zwei Wiener Freunde, ein Pole und noch zwei andere Häftlinge aufgehängt wurden. Wie diese Häftlinge, schon unter dem Galgen stehend, von Hertwig und Kaduk verprügelt wurden. Mit der Schlinge um den Hals.
(65. Verhandlungstag, 13.7.1964)
Erläuterung:
Mitglieder der „Kampfgruppe Auschwitz“, einer hauptsächlich aus polnischen und österreichischen Häftlingen bestehenden Widerstandsgruppe, bereiteten im Herbst 1944 eine Flucht aus dem Lager vor. Die Absicht wurde von einem in die Fluchtpläne eingeweihten SS-Mann verraten. Die Flüchtlinge und zwei an der Vorbereitung der Flucht beteiligte Häftlinge wurden von der Lagergestapo in den Strafblock 11 von Auschwitz I (Stammlager) gebracht, in einem Standgerichtsverfahren zum Tode verurteilt und Ende Dezember 1944 gehängt. Die Widerstandskämpfer riefen, unter dem Galgen stehend, Parolen wie „Weg mit Hitler!“, „Heute wir, morgen ihr!“ und „Weg mit dem Faschismus!“ Die an der Erhängung beteiligten SS-Rapportführer, Oswald Kaduk und Heinz Erich Hertwig, schlugen die Häftlinge und stießen die Schemel um, auf denen die Verurteilten standen.